„Es ist so, wie es ist“ … „Dein Hund ist ganz anders als meiner“. Sätze, die ich immer wieder höre.
Manche haben das Gefühl, nichts daran ändern zu können, wie ihr Hund ‚ist‘.
Ich habe die Erfahrung gemacht: Man kann sehr viel ändern. Wie? Das fängt bei unserer eigenen Wahrnehmung und unserem Denken an …
Wir sehen einen Hund, der brüllend in der Leine hängt. Und manche denken „Der ist aggressiv!“
Wir sehen einen Hund, der an der Leine zerrt und manche denken „Der ist unerzogen!“
Wir sehen einen Hund, der alles tut, was sein Mensch sagt, und manche denken „Der ist brav!“.
Wirklich?
‚Ist‘ der brüllende Hund „aggressiv“? Ist der, der an der Leine zerrt „unerzogen“? Oder sind sie vielleicht gerade überfordert und gestresst?
Ist der folgsame Hund tatsächlich „brav“? Vielleicht ist er ja in einer anderen Situation ganz anders? Oder vielleicht hat er sich aufgegeben, weil sein Verhalten immer nur „gedeckelt“ wurde, ihm nicht gezeigt wurde, wie er sich verhalten soll. Also tut er lieber das, was ihm keinen Ärger einbringt: nämlich gar nichts.
Wir wissen es nicht.
Jede Wahrnehmung ist eine Momentaufnahme. Gefärbt durch unsere eigenen Erfahrungen, durch unser Denken. Kein Lebewesen „ist, wie es ist“. Verhalten ist kontextabhängig und wird von vielen Faktoren bestimmt. Und es ist veränderbar. Sein ganzes Leben lang.
Jeder Hund hat seine eigene Geschichte. Das was war, lässt sich nicht mehr ändern. Wir können jedoch das ‚Jetzt‘ achtsam und empathisch wahrnehmen. Wir können versuchen herauszufinden, was unserem Hund hilft. Wir können das ‚Jetzt‘ kreativ gestalten und damit vielleicht auch sein zukünftiges Verhalten verändern.
Mein kleiner Film zeigt, wie meine Hunde ‚sind‘. Sie sind nicht immer so, wie ihr sie jetzt gleich wahrnehmt. Wenn sie ‚anders‘ sind, dann versuche ich besonders empathisch, achtsam und kreativ zu sein. 😉
In den letzten Beiträgen haben wir uns mit den„Basics“ emotional positiver Hundeerziehung beschäftigt – damit, wie man auf freundliche Art Regeln etabliert, was der Unterschied zwischen Lob und Markersignal ist, welche Rolle Stress im Umgang mit dem Hund spielt und wie man ihn reduzieren kann.
Heute beschäftigen wir uns mit einem konkreten Verhaltensbeispiel. Wir sehen uns an, wie wir auf positive Art damit umgehen können, wenn der Hund bereits unerwünschtes Verhalten zeigt und wie wir ihm vermitteln können, was wir von ihm erwarten. Wir brauchen dafür weder „Strafe“ noch „Korrektur“….
So oder so: Bellen am Fenster.
Wenn unser Hund mit lautem Getöse jede Bewegung vor dem Fenster kommentiert, kann das ganz schön nervenaufreibend werden. Und wenn der Mensch sich dann auch noch rat- oder hilflos fühlt, weil Hund nicht mehr auf Signale reagiert und der Druck der Nachbarn zu groß wird, dann greift der ein- oder andere schon mal zu Methoden, die im Fernsehen als wirksam suggeriert werden. Wenn das Timing stimmt und der Hund ausreichend beeindruck ist, kann es dann vielleicht sogar passieren, dass der Hund sein Verhalten nach dem Schreckreiz einstellt. Aber nur kurzfristig.
Weshalb? Weil es für uns nahezu unmöglich ist, Strafe nach den Lerngesetzen korrekt auszuführen. Stellt der Hund sein Bellen für den Moment ein, dann wohl eher aufgrund des Schrecks oder des bedrohlichen Verhaltens des Sozialpartners. Sein Verhalten wird also nur unterdrückt, „gedeckelt“. Die zugrundeliegende Motivation des Hundes wird nicht berücksichtigt. Das große Problem, das solche „Maßnahmen“ mit sich bringen (mal ganz abgesehen von der Frage, ob ich wirklich auf diese Art mit meinem Hund umgehen will …): stimmen Timing und/oder Intensität nicht, verknüpft der Hund die unangenehme bzw. ängstigende Einwirkung nicht mit seinem Verhalten. Zudem können ungewollte Pannen passieren, z.B. könnte er den Schreck mit etwas zufällig gleichzeitig Wahrgenommenem verknüpfen, vielleicht mit einem Kind, das zufällig in dem Moment vorbei ging.
Oder der Hund hält Sie, als seine engste Bezugsperson, für unberechenbar, weil er den Zusammenhang zwischen dem von Ihnen ausgehenden unangenehmen Reiz und seinem „Fehlverhalten“ (das ja nur der Mensch als solches ansieht) gar nicht herstellen kann. Dazu kommt noch: was macht der Hund, wenn Sie nicht daneben stehen, und „korrigieren“ können? Er lernt beim solchen Maßnahmen ja nicht, wie er sich anstelle dessen verhalten soll.
Weshalb sollten wir all die „unerwünschten Nebenwirkungen“ – Fehlverknüpfungen, Vertrauensverlust und Erhöhung des Stresslevels – riskieren, wenn es doch auch anders geht?
Besser so: Durchatmen, souverän sein. Nicht aufregen, sondern gelassen bleiben. Ich habe mich ja dazu entschieden, emotional positiv mit meinem Hund umzugehen und ohne „Nein“ und „Strafe“ Regeln zu etablieren. Deshalb mache ich mir bewusst, dass mein Hund das nicht tut, um mich zu ärgern. Mein Job als souveräne Bezugsperson ist es nun zu überlegen, wie ich solche Situationen für meinen Hund so verändere, dass es uns beiden – meinem Hund und mir dabei gut geht. Dafür nutze ich meine menschlichen Fähigkeiten: Empathie, Achtsamkeit und Kreativität.
Empathie
Ein Hund ist ein Hund. Der Mensch muss umdenken. Da ich mittlerweile (hoffentlich) einiges über das Verhalten meines Hundes gelernt habe, ist mir klar, dass mein Hund im Moment wahrscheinlich aufgrund eines für ihn beunruhigenden Auslösers sehr aufgeregt ist. Das ist seine Art, sich in dieser Situation zu verhalten – er will vielleicht seine Sozialpartner vor einem potentiellen Eindringling warnen. Aber auch wenn sein Verhalten vielleicht einen anderen Grund hat – ich möchte ihm (und mir) den Stress und den damit verbundenen Hormoncocktail erst einmal ersparen. Und das geht ganz einfach, indem ich die Zugangsmöglichkeit zum Fenster abstelle. Damit verhindere ich, dass das Verhalten wieder auftreten kann, bis ich einen guten Plan habe. In unserem Beispiel wählen wir die simpelste Variante: wir schließen die Türe. Denn jedesmal, wenn der Hund das unerwünschte Verhalten zeigt, festigt es sich mehr. Das macht mein Training zunehmend schwierig. Wenn „Türe schließen“ zukünftig immer umgesetzt werden kann und der Hund das Verhalten deshalb nicht mehr zeigt – wunderbar. Damit ist allen geholfen. Wenn nicht, sollte ich mir einen Plan überlegen.
Achtsamkeit
Ich gehe die Szene am Fenster nochmal gedanklich durch. Was genau ist da in welcher Reihenfolge passiert? Der Rückruf war erfolglos, weil die Aufregung zu groß war und/oder ein Rückrufsignal noch nicht ausreichend trainiert wurde.
In unserem Beispiel hat der Hund erst mal beobachtet, bis er losgetobt hat. Dieses Beobachten hat sich über Knurren zu einer Bellattacke gesteigert. Und genau darin kann man einen Ansatzpunkt sehen: wir verstärken das Verhalten – ruhig gucken – das der Hund zeigt, bevor er bellt. Dabei hilft uns das Markersignal, das uns ermöglicht, das „ruhige Gucken“ punktgenau zu verstärken und zeitlich zu verlängern. Ganz nebenbei verändert diese Art des Trainings die Emotionslage des Hundes, denn das Klickgeräusch und die daraus resultierende positive Erwartung bewirkt die Ausschüttung von Wohlfühlhormonen beim Hund. So wird erreicht, dass der Hund immer länger guckt, und dabei ruhig bleibt. Nun hat der Hund die richtige Emotionslage, in der er ansprechbar ist. Und dann kommt der nächste Schritt, denn jetzt ist er dazu in der Lage, ein Alternativverhalten auszuführen.
Kreativität
Wir werden kreativ: welches Alternativverhalten ist hilfreich in dieser Situation? Es gibt meistens mehrere Möglichkeiten. Wir wählen in unserem Beispiel die Variante, dass der Hund zu uns kommen soll, wenn sich draußen etwas bewegt. Deshalb trainieren wir (wenn der Hund es nicht bereits kann) parallel ganz kleinschrittig den zuverlässigen Abruf. Erst ohne Ablenkung, dann steigern wir die Ablenkung in kleinen Schritten, so dass der Hund das „zu mir“ auch unter großer Ablenkung zeigen kann. Erst dann bauen wir das Alternativverhalten in die Situation am Fenster ein.
Während der gesamten Trainingsphase bleibt die Tür zu, wenn wir nicht mit dem Hund am Thema arbeiten, so dass das unerwünschte Verhalten „Bellen am Fenster“ möglichst nicht mehr auftreten kann. Beim Hund festigt sich immer mehr diese Verhaltenskette: draußen taucht ein Reiz auf – ruhig bleiben lohnt sich, denn ich werde gleich abgerufen und bekomme eine Belohnung. Machen wir das lange genug, wird der Hund uns suchen, wenn er einen potentiellen Eindringling am Fenster bemerkt, um sich seine Belohnung abzuholen. 😉
Und wenn´s nicht klappt?
Das kann passieren. Weder Hund noch wir sind immer gleich gut in Form. Rückschläge sind ebenfalls normal – wie immer, wenn man Neues lernt. Dann heißt es: nochmals in sich gehen und nachdenken. Wo ist der Haken? Ist die Motivation des Hundes vielleicht doch eine andere? (z.B. Langeweile? Ängste?) Bin ich im Training zu schnell vorangegangen? Wie immer gilt: kann man das Thema nicht selbst lösen, erspart man sich und dem Hund viel Frust und Arbeit, indem man rechtzeitig einen emotional positiv arbeitenden Trainer hinzu zieht. Denn Lernen über positive Verstärkung funktioniert. Ohne schädliche Nebenwirkungen. Wenn nicht, hat sich ein (Denk-) Fehler eingeschlichen – und den gilt es zu finden.
Anmerkung: Jedes Mensch-Hund-Team ist anders! Die Ursachen für ein auf den ersten Blick ähnliches Hundeverhalten können sehr unterschiedlich sein. Unterschiedliche Ursachen erfordern unterschiedliche Trainingsansätze. Deshalb sollen unsere gezeigten Beispiele keine Erziehungstipps sein, sondern freundliche und gleichzeitig wirksame Trainingsalternativen beispielhaft aufzeigen. Wie der passende Trainingsansatz für Sie und Ihren Hund aussieht, das sollten Sie mit einem guten Trainer erarbeiten, der emotional positives und wissenschaftlich fundiertes Hundetraining anbietet. Wichtig ist, dass Sie sich bewusst für diesen Trainingsstil entscheiden und ihn auch konsequent leben wollen. Denn verhält sich der Mensch heute so und morgen anders, führt das zu sozialer Unsicherheit beim Hund, erhöht sein Stresslevel und der Schuss geht mit großer Wahrscheinlichkeit nach hinten los.
Unerwünschtes Verhalten des Hundes wird wahrscheinlicher, wenn er gestresst ist. Durch neurowissenschaftliche Erkenntnisse wissen wir heute: da gibt es einen direkten Zusammenhang.
Wir alle wünschen uns Hunde, die uns gelassen durchs Leben begleiten. Hunde, die sich möglichst so verhalten, wie wir uns das vorstellen. Und die meisten von uns wünschen sich auch, dass die Hunde selbst glücklich sind. Wir kommen also nicht darum herum, über das Thema Stress nachzudenken. Wie schaffen wir es aber, das Stresslevel unseres Hundes auf einem niedrigen Niveau zu halten, so dass er auch in schwierigen Situationen für uns ansprechbar bleibt?
Mit dem ersten Beitrag der „So-oder-So“-Reihe wollen wir uns mit diesem grundlegenden Thema befassen. Unser Video zeigt zwei unterschiedliche Wege des Umgangs mit dem Hund: der eine erhöht das Stresslevel des Hundes, der andere fördert Gelassenheit. So oder so – welchen Weg wir wählen, das entscheiden wir selbst.
Weiter unten im Beitrag setzen wir uns damit auseinander, was Stress eigentlich ist und wie man es schaffen kann, mit dem Hund ein möglichst gelassenes Leben zu führen …
Was ist Stress? „Stress“ ist heutzutage in aller Munde und hat einen schlechten Ruf. Dabei ist Stress an sich erst einmal etwas Gutes. Stress – im eigentlichen Sinne – ist eine Anpassungsreaktion des Körpers auf innere und äußere Reize. In gefährlichen Situationen hat diese Anpassungsreaktion schon immer die wichtige Funktion, unser Überleben zu sichern. Deshalb läuft die Bewertung von potentiell gefährlichen Situationen blitzschnell und unwillkürlich in einem evolutionär sehr alten Bereich des Gehirns ab. Die körperlichen Prozesse, die nach entsprechenden Stressauslösern stattfinden, bereiten den Körper auf passende Reaktionsmuster vor („Kampf oder Flucht“). Das ist ziemlich praktisch, denn wenn wir jede Gefahrensituation erst mal kognitiv analysieren würden, wären wir schon längst nicht mehr da. 😉
Was vom Gehirn jedoch als „Auslöser“ bewertet wird, ist sehr subjektiv und hängt auch von Wahrnehmungsmöglichkeiten und Erfahrung ab. Kein Wunder also, dass wir manchmal nicht nachvollziehen können, was genau den Hund beunruhigt. Wir können aber an seinem Verhalten oder seiner Körpersprache erkennen, wenn er Stress hat.
Ein niedriges Stresslevel macht den Körper aktiver und leistungsfähiger. Ist der Stress zu groß oder zu lang anhaltend, kehrt sich dieser positive Effekt ins Gegenteil. Stress wird zum Risikofaktor, wenn ein Mensch oder Tier sehr häufig und ohne ausreichende Erholungsphasen und Bewältigungsstrategien stressauslösenden Situationen ausgesetzt ist. Stress kann durch reale oder gefühlte Bedrohung entstehen, durch Überforderung, aber auch durch Unterforderung (wenn natürliche Bedürfnisse nicht gelebt werden können). Chronischer Stress macht auf Dauer krank. Es können nicht nur körperliche Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Beschwerden des Bewegungsapparates, ein geschwächtes Immunsystem, Allergien entstehen, sondern auch psychische, wie Depressionen und Angst- und Zwangserkrankungen. Auch beim Hund.
Hat mein Hund Stress? Zuerst einmal müssen wir uns darüber bewusst werden: es ist nicht relevant, wie wir Menschen eine Situation bewerten. Allein das Hundehirn entscheidet, was Stressauslöser ist und was nicht. Das Stresslevel des Hundes wird durch viele innere und äußere Faktoren beeinflusst, auch maßgeblich durch unsere Art des Umgangs mit ihm. Bei „konventionellen Erziehungsmethoden“ mit „Strafe“ und „Korrektur“ werden die natürlichen Bedürfnisse des Hundes häufig ignoriert, natürliche Verhaltensweisen bestraft, Kommunikationsversuche des Hundes missachtet. Wird ein sensibler Hund immer wieder auf diese Weise von seiner Bezugsperson behandelt, schaltet er vielleicht irgendwann ab und „funktioniert“ im Sinne des Menschen. Ziel erreicht? Manche denken das vielleicht und finden es gut, dass der Hund „so ruhig“ ist, alles tut, was man sagt. Manche fragen aber: „und der Hund? Geht es ihm gut dabei?“
So ein Hund hat immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sein Mensch – sein Sozialpartner – auf sein vollkommen natürliches Verhalten mit unangenehmen, teilweise schmerzhaften Maßnahmen reagiert. Natürliche Bedürfnisse darf er nicht ausleben. Der Hund bekommt keine Lösungsstrategie vorgestellt. Er lernt nicht, wie er sich anders – im Sinne des Menschen – verhalten soll. Nur, dass er sich „nicht so“ verhalten darf (wenn ihm das „so“ überhaupt bewusst ist?) Er erlebt einen Kontrollverlust, das heißt, er hat das Gefühl, die Situation nicht beeinflussen zu können. Also macht er das, was ihm von der Natur für Stress-Situationen mitgegeben wurde, wenn Kampf und oder Flucht nicht möglich sind: „tot stellen“.
Manche Hunde verharren in diesem Zustand, sind schwer zu motivieren, zeigen kein Erkundungsverhalten mehr, trotten unauffällig an der Seite des Menschen durch´s Leben. Sie werden irgendwann vielleicht körperlich krank, weil die Hormone, die der Körper durch den Dauerstress produziert, nicht mehr abgebaut werden können. Es gibt auch Hunde, die rebellieren oder versuchen, ihre unterdrückten Bedürfnisse an anderer Stelle auszuleben … und werden wieder „gedeckelt“. Mir geht dieses Bild durch den Kopf: drückt man einen Ball unter Wasser, bleibt er dort, so lange man Druck ausübt. Lässt man aber los, schießt er unkontrolliert und mit voller Wucht heraus. Wie heftig die Reaktion ist und in welche Richtung sie geht (nach innen oder außen?) kann man schwer vorhersehen.
Man schafft mit dieser Art der Erziehung also neue Probleme, die vermeidbar wären. Und der Hund leidet. Schade. Denn es geht auch anders: ein Zusammenleben mit dem Hund, geprägt durch Empathie, Achtsamkeit und Kreativität.
Empathie. Seien Sie empathisch und stellen Sie sich ein Hundeleben aus Sicht des Hundes vor. Wir bestimmen, wann Hund fressen darf, wann er schnüffeln und sich lösen darf, wann er raus darf, wann er wieder rein muss und ob und mit wem er sich paaren darf. Unser Hund ist vollkommen abhängig von uns und wird dazu noch durch die „Sprachbarriere“ häufig missverstanden. Wenn wir uns für ein Zusammenleben mit Hund entscheiden, sollten wir wissen, welche Bedürfnisse unser Hund hat und wie wir sie – so gut wie möglich – erfüllen können.
Und wir sollten lernen, seine Körpersprache zu deuten und seine Stress-Symptome zu erkennen. Lassen Sie es nicht so weit kommen, dass Ihr Hund aufgrund falscher Behandlung „abschaltet“, nicht mehr spielt und erkundet, sondern nur noch „funktioniert“. Oder dass aggressives Verhalten (gegen sich selbst oder andere gerichtet) zu seiner Lösungsstrategie wird.
Achtsamkeit. Wir sollten achtsam sein für die Bedürfnisse unseres Hundes und sie auf eine Art erfüllen, die natürlich auch die Bedürfnisse des Umfeldes respektiert. Grundbedürfnisse des Hundes sind nach Ansicht moderner Hundeexperten:
Regelmäßiges, ausgewogenes Futter, das auch mal „gratis“ aus dem Napf kommt, Wasser,
17-20 Stunden Ruhe (Welpen und Senioren 1-2 Std mehr) pro Tag,
ca. zwei Stunden Spaziergang und geistige Beschäftigung pro Tag, dabei sollten sich kurze Beschäftigungsphasen mit langen Ruhephasen abwechseln. Die Dauer dient jedoch nur als Richtlinie und ist stark abhängig von den individuellen Bedürfnissen und der Tagesverfassung des Hundes. (Das Verhalten des Hundes gibt uns Auskunft darüber)
Ausreichend Interaktion mit Sozialpartnern in Form von gemeinsamen Aktivitäten, Spiel, Kuscheln, Körperpflege.
Sicherheit und körperliche Unversehrtheit. Es ist alleine unsere Aufgabe dafür zu sorgen. Das beinhaltet neben der erforderlichen tierärztlichen Behandlung bei Verdacht auf Krankheiten und Schmerzen auch Alltagsthemen. Es macht – nur als Beispiel – keinen Sinn, mit einem Hund, der nicht zuverlässig bei Fuß bleibt, an einer Straße ohne Leine zu gehen. Das Training sollte so gestaltet werden, dass sich der Hund sicher fühlt. Auf aversive Erziehungsmittel sollte man deshalb besser verzichten. Darunter fallen auch Schreckreize, Leinenrucke und körpersprachliche Bedrohung.
Nicht vergessen sollten wir die rassespezifischen und individuellen Bedürfnisse. Unsere Hunde wurden und werden züchterisch auf bestimmte Fähigkeiten und für bestimmte Aufgaben selektiert. Die daraus resultierenden individuellen Bedürfnisse sind ebenfalls zu berücksichtigen, damit Hund ein ausgeglichenes Leben führen kann. Das betrifft übrigens nicht nur „Rassehunde“ sondern auch deren Mischungen. Auch sind nicht alle Hunde einer Rasse „gleich“ – es gibt durchaus Unterschiede.
Wir sollten auf jeden Fall „Hündisch“ lernen, um die Körpersignale, die der Hund aussendet, verstehen zu können. Stressanzeichen können z.B. sein: geduckte Körperhaltung, Hecheln, Zittern, „Lachgesicht mit Falten“ (langgezogene Mundwinkel), Ohrenstellung „nach hinten hängend“, „ausweichendes“ Verhalten wie z.B. Schnüffeln, Gras fressen, Wälzen* Das ist deshalb wichtig, da man nicht immer auf den ersten Blick erkennt, wenn Hund sich unwohl fühlt oder Stress hat. Nicht jeder Hund reagiert mit auffälligem Verhalten. Es gibt unterschiedliche Stresstypen: während der eine aktiv wird (Kampf oder Flucht), reagiert der andere mit passiven, abwartendem Verhalten.
Kreativität. hilft, wenn wir unser Zusammenleben mit dem Hund ganz bewusst gestalten. So wie es gut für ihn und auch für uns ist. Hier ein paar Anregungen:
Wir können unseren Alltag so strukturieren, dass die Grund- und Individualbedürfnisse des Hundes erfüllt werden. Spazierengehen, soziale Kontakte und geistige Auslastung lassen sich z.B. wunderbar kombinieren. Es kommt nicht so sehr auf „Strecke“ an, sondern auf „Qualitätszeit“. Außerdem sorgen wir für ausreichende Entspannungs- und Ruhephasen.
Wir können dem Hund Sicherheit geben, indem wir für ihn souveräne, verlässliche Bezugsperson sind. Das heißt: wir bemühen uns, klar und konsequent, mit vorher trainierten Signalen zu kommunizieren. Wir kündigen unsere Aktivitäten an (z.B. Trainieren, Spazieren gehen, körperliche Berührung, Alleine lassen, Ruhepausen) Wir gestehen dem Hund zu, seine Bedürfnisse zu zeigen und gehen darauf ein. Wenn der Hund z.B. knurrt, ist das seine Art, zu sagen: ich brauche Abstand. Wir respektieren das erst einmal und denken später darüber nach, wie wir die Situation so trainieren, dass der Hund damit zurecht kommt.
Wenn wir beobachten, dass der Hund überfordert ist, „zwingen wir ihn nicht da durch“, sondern überlegen, wie wir die Situation so gestalten können, dass sie vom Hund gut bewältigt werden kann. Wir sorgen dafür dass er kein eskalierendes Verhalten zeigen muss, sondern trainieren mit ihm auf einem emotionalen Level, das es ihm erlaubt sich so zu verhalten, wie wir es uns ja auch von ihm wünschen: sicher und gelassen! Genauso helfen wir einem Hund, bei dem wir das Gefühl haben, dass er sich „in sich zurückzieht“, der „abschaltet“ und an der Welt um ihn herum nicht teilhaben möchte. So ein Hund wirkt zwar ruhig, ist es aber nicht – er leidet, wie man mit geschultem Blick erkennen kann.
Lassen wir doch ab- und zu den Hund entscheiden. Uns bricht kein Zacken aus der Krone, wenn der Hund mal den Weg aussucht oder wenn wir stehen bleiben, wenn er schnüffeln will. Es ist in Ordnung, wenn er keinen Kontakt zu einem andern Hund haben möchte. Es gibt keinen Grund, dass er jeden mögen muss. So wie wir auch nicht
Wir reflektieren uns und unser Verhalten. Strahlen wir Ruhe aus oder fördern wir seine Aufregung noch durch unser hektisches Verhalten oder unsere innere Unruhe?
Und ja. Wir müssen dafür sorgen, dass Hunde unsere menschlichen Regeln einhalten – aber nicht in der Rolle eines Despoten, sondern in der eines verlässlichen Sozialpartners. Wir zeigen dem Hund auf freundliche Art, welches Verhalten wir uns wünschen. Diese Information geben wir nicht, wenn wir strafen. Nur wenn er verstanden hat, was wir von ihm erwarten, kann er sich unseren Wünschen entsprechend verhalten. Wenn Beziehung, Training und Erregungslevel passen, tut der Hund gerne, was wir uns wünschen. Und so lange er das nicht verstanden hat, betreiben wir „Management“. Wir verhindern damit präventiv, dass der Hund das unerwünschte Verhalten zeigen kann. (z.B. Schleppleine dran – solange kein sicherer Rückruf trainiert wurde. Weitere Beispiele werden wir in den noch folgenden „So-oder-So“-Videos zeigen)
Das alles erfordert von uns Hundemenschen einiges an Einfühlungsvermögen, Wissen, Beobachtungsgabe und Kreativität. Die Natur hat uns Menschen die notwendigen kognitive Fähigkeiten geschenkt. Die sollten wir nutzen. 😉 Und kommt man alleine nicht weiter, hilft ein emotional positiv arbeitender Trainer…
Im nächsten Beitrag unserer „Happy-Rosenheim-Dogs“ Beitragsreihe werden wir uns ein typisches Alltagsbeispiel etwas genauer ansehen: So oder so: Bellen am Fenster Bis dahin: Stay calm and love your dog ❤
*Zum Weiterlesen:
„Schreck lass nach: Der Einfluss von Stress und Angst auf Gehirn und Verhalten“ von Dr. Ute Blaschke-Berthold, Heike Westedt
DVD „Das Kleingedruckte in der Körpersprache des Hundes“, Dr. Ute Blaschke-Berthold
Es gibt ganz unterschiedliche Ansätze in der Hundeerziehung. Manche machen „was sie schon immer gemacht haben“ und erziehen Hunde auch heute noch mit „Korrektur“ und „Strafe“, andere gehen mit der Zeit. In den letzten Jahren hat sich viel getan: im Rahmen von wissenschaftlichen Forschungsprojekten wurden neue Erkenntnisse über Hunde und deren Verhalten gewonnen.* Damit Schritt zu halten ist durchaus eine Herausforderung. Und das gewonnen Wissen anzuwenden, ebenfalls. Aber machbar.
Immer mehr Hundefreunde entscheiden sich bewusst dazu, diese neuen wissenschaftliche Erkenntnisse im Umgang mit dem Hund zu berücksichtigen. Zum Wohle unserer vierbeinigen Begleiter. Deshalb möchten wir mit unserer Aktion „Happy Rosenheim Dogs“ einen Einblick in diese (nicht mal ganz so) neue Art des Umgangs mit dem Hund geben.
Hundetraining früher und heute Früher hat man zum Beispiel das „Sitz“ noch mit Zwang (z.B. Herunterdrücken des Hundepo´s) trainiert. Heute ist es fast selbstverständlich, neue Signale über „positive Verstärkung“ aufzubauen. Das heißt, das gewünschte Verhalten wird mit Hilfe eines zuvor konditionierten Markersignals „eingefangen“ oder auf freundliche Art angeregt und belohnt. Dadurch wird der Hund das Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder ausführen. Wird das Verhalten zuverlässig gezeigt, verwendet der Mensch unmittelbar vorher ein Signal (Wort oder Geste) seiner Wahl. Nach einigen Wiederholungen mit gutem Belohnungstiming verknüpft der Hund das Verhalten mit dem Signal. Es kann nun abgefragt werden, wird variabel belohnt und deshalb zukünftig immer freudiger vom Hund ausgeführt. Der Hund hat gelernt. Beide – Mensch und Hund – hatten Spass und sind zufrieden.*
Was aber, wenn der Hund Dinge macht, die sein Mensch nicht möchte? Wie geht man mit diesem „unerwünschten Verhalten“ um, das natürlich jeder Hund mehr oder weniger ausgeprägt zeigt? Hunde „sehen“ die Welt anders, haben teilweise andere Bedürfnisse als wir. Und genau an diesem Punkt scheiden sich nach wie vor die Geister: die einen bestrafen ihren Hund für das, was sie „Fehlverhalten“ nennen, die anderen „korrigieren“ ihn … was lerntheoretisch gesehen das gleiche ist ;-). Manche vermeiden einfach Situationen, in denen ihr Hund sich aus ihrer Sicht „daneben benimmt“. Und wieder andere gehen schon seit einiger Zeit neue Wege, die ohne Strafe, Korrektur, bedrohliche Gesten und laute Worte auskommen …
Geht das – „Grenzen setzen“ ohne Strafe bzw. „Korrektur“? Ja. Das geht, wie etliche Beispiele auch bei sehr verhaltensauffälligen Tieren zeigen. Denn diese „neuen Wege“, sind gar nicht so neu. Sie werden weltweit von den besten Trainern (z.B. Karen Pryor) oder in Deutschland von der Verhaltensbiologin Dr. Ute Blaschke-Berthold (cumcane), bereits seit langer Zeit gelebt.*
Ich konnte mir vor ein paar Jahren auch noch nicht vorstellen, wie mir Clicker/Markerwort in Kombination mit Futter oder anderen Belohnungen bei unerwünschtem Verhalten meines Hundes helfen sollen. „Wie soll ich damit meinen Hund abhalten, Menschen anzuspringen, einen anderen Hund anzubellen oder die Essensreste in der Spülmaschine auszulecken?“ … fragte ich mich.
Jetzt… nach so einigen Trainingsstunden und Seminaren bei Trainern, die sich für diesen Weg entschieden haben weiß ich: es geht. Man braucht nicht einmal „verbale Korrektur“ in Form eines lauten „Nein“… auch wenn es mir manchmal noch ungewollt herausrutscht. Das Muster „Zuckerbrot und Peitsche“, das die meisten von uns selbst erfahren haben, steckt so sehr in uns drin, dass es nicht immer einfach ist, umzudenken. Aber es ist möglich.
Man muss nur eine Entscheidung treffen. Und zwar die Entscheidung, zukünftig auf den bewussten Einsatz von Korrektur und Strafe zu verzichten. Das beinhaltet auch körperliches Bedrängen und verbale Einschüchterung. Denn „ein bisschen positiv“ – das funktioniert nicht. Verlässlichkeit und Authentizität sind die Grundlage für emotional positives Training. Und noch drei Dinge brauchen wir: Empathie … da man nicht davon ausgehen darf, dass der Hund sich von selbst so verhält, wie Mensch es sich wünscht. Man akzeptiert und ist sich bewusst darüber, dass Hunde anders sind, andere Bedürfnisse haben als wir und die Welt mit anderen Sinnen wahrnehmen. Den Blick für das Positive … da wir uns ab jetzt auf erwünschtes Verhalten konzentrieren, das vor dem unerwünschten Verhalten immer gezeigt wird. Wenn auch nur ganz kurz. (und diesen Punkt können wir mit dem Markersignal gut „erwischen“.) Kreativität … da wir nach Verhaltensalternativen suchen und mit dem Hund vorab erarbeiten, die möglichst alle Bedürfnisse berücksichtigen. Die des Hundes und unsere.
Die Grenzen im Kopf überwinden. Umdenken lohnt sich. Auch für uns selbst. Es tut tatsächlich auch uns gut, auf eine freundliche und bedürfnisorientierte Art mit dem Hund umzugehen. Es schafft die Basis für Vertrauen und Respekt. Auf beiden Seiten. Und damit auch eine vollkommen neue Beziehungsqualität zu unserem „besten Freund“, wie ich selbst in den letzten Jahren erfahren durfte. Alles was man braucht, ist ein bisschen Mut, sich auf neue Denk- und Lernkonzepte einzulassen. Entgegen des Mainstreams.
Sind sie neugierig darauf, wie das in der Praxis aussehen kann? Wir haben uns vorgenommen, typische Situationen aus dem Hundealltag darzustellen. Wir wollen gegenüberstellen, wie man mit unerwünschtem Verhalten häufig „auf die alte Art“ umgegangen ist , und wie es aussehen kann, wenn man dem Hund unsere Regeln des Zusammenlebens auf eine emotional positive Art vermittelt. Begleitet wird das Projekt fachlich von Dr. med. vet. Janey Heine, Tierverhaltenstherapeutin und Leiterin der Hundeschule Dogs-Connection.
Geplant sind ein paar Videos die darstellen sollen, das es „So oder So“ geht. Alleine der Mensch entscheidet, wie er mit seinem Hund umgehen soll. Wir wollen damit anhand praktischer Beispiele zeigen, wie ein moderner, emotional positiver Umgang mit dem Hund aussehen kann.
Wissen Sie, was ein „Markersignal“ bzw. „Klicker“ ist? Nein?
Markersignale werden bereits seit Jahrzehnten im Tiertraining sehr erfolgreich eingesetzt. Nicht nur bei Hunden, sondern auch z.B. bei Meeressäugern, Pferden, Raubkatzen, Vögeln und Haustieren. Bekannt wurde diese Art des Tiertrainings durch Karen Pryor, eine Trainerin und Verhaltensbiologin, die auch Literatur zu diesem Thema veröffentlicht hat.
Das Markersignal macht den Umgang mit dem Hund so viel einfacher. Denn der Hund spricht eine andere Sprache als wir. Mit dem Markersignal schaffen wir eine unheimlich wirksame Verständigungsbrücke, die vom Hund gerne angenommen wird. Es sagt dem Hund: „Das was Du jetzt gerade in dieser Sekunde machst, ist genau das, was ich von Dir will!“ und verspricht ihm gleichzeitig, dass gleich eine Belohnung kommt. An diesem Punkt der Erklärung höre ich oft: Ach ja … doch. So etwas habe ich auch. Ich lobe meinen Hund immer mit „gut“, „fein gemacht“, „spitze“. …
Lob ist gut, aber etwas anderes als ein Markersignal. Den Unterschied zu verstehen ist wesentlich. Deshalb hole ich jetzt mal aus….
Was ist Lob? Lob ist wunderbar. Loben Sie ihren Hund weiterhin und möglichst viel ;-). Beim Lob schwingen Emotionen mit. Ein Lob wird je nach Stimmung mal laut, mal leise ausgesprochen, je nach Typ bei völliger Begeisterung manchmal sogar gesungen oder gequietscht 😉 . Die meisten Menschen benutzten abwechselnd Worte wie „toll“, „klasse“ oder „super“. Lob trifft somit zeitlich nicht immer exakt den Zeitpunkt, in dem der Hund das gewünschte Verhalten zeigt und dauert oft darüber hinaus. Zuzuordnen, was genau nun der Mensch lobt, ist für den Hund nicht immer eindeutig. Lob schafft meist eine gute Stimmung bei Hund und Mensch. Ein Markersignal kann aber noch mehr…
Was ist ein Markersignal? Ein Markersignal soll genau die Sekunde markieren, in der der Hund eine gewünschte Handlung ausführt. Es soll ihm sagen, was genau er richtig gemacht hat. Man kann sich das vorstellen, wie beim Fotografieren: KLICK – und genau dieser Moment wird festgehalten. Das Markersignal schafft Klarheit beim Hund und gibt ihm ein Versprechen auf Belohnung, für die wir uns nun ein paar Sekunden mehr Zeit lassen können, wenn wir es gut aufgebaut haben. Und trotz dieser Verzögerung lernt der Hund, welches Verhalten wir zukünftig wieder von ihm sehen wollen.
Damit das Markersignal für den Hund die von uns gewünschte Bedeutung bekommt, muss man als Mensch etwas strukturierte Vorarbeit leisten. Denn erst durch klassische Konditionierung bekommt es die Bedeutung, die uns als Kommunikationsbrücke hilft.
Was ist das nun schon wieder … „klassische Konditionierung“? „Klassische Konditionierung“ ist ein begriff aus der Lerntheorie, die einfachste Form des Lernens. Geprägt hat ihn der russische Mediziner und Verhaltensforscher Pawlow. (Wissenschaftlich interessierte Menschen finden ausführliche Informationen darüber auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Konditionierung )
Für das Training des Markersignals müssen wir jedoch nicht Pawlow´s Veröffentlichungen studieren. Für unser Ziel ist wichtig zu wissen: ein bisher für den Hund unbedeutendes Wort oder Geräusch soll eine Erwartungshaltung auf Belohnung bei ihm auslösen. Sein Gehirn soll das Markersignal mit dieser Erwartung automatisch verknüpfen. Damit wir das schaffen, nutzen wir die Pawlow´sche Vorgehensweise: 1. Schritt: Wir wählen ein möglichst kurzes, möglichst immer gleich klingendes Wort (z.B. „Top“, „Jep“, „Klick“). Oder man verwendet einen sogenannten „Klicker“ aus dem Tierfachhandel 2. Schritt: Wir suchen uns eine ablenkungsarme Umgebung und bieten dem Hund innerhalb 1-2 Sekunden einige Male direkt nach dem gewählten Markersignal sehr leckeres Futter. „Gratis“ sozusagen. KLICK-Futter… KLICK-Futter … KLICK- FUTTER. Dabei ist wichtig, einige Feinheiten zu beachten: die Reihenfolge… erst das Signal, dann das Futter! Das Futter wird vorher nicht gezeigt, sondern erst nach dem Markersignal aus einer Dose oder Schale genommen. 3. Schritt: Dies wiederholen wir so oft, bis der Hund in Erwartung der Belohnung zu uns schaut…und vielleicht noch ein paar mal mehr … bis wir ganz sicher sind, dass er den Zusammenhang verstanden hat.
Das Klickgeräusch ist nun fest im Hundeköpfchen mit der erwarteten Futterbelohnung verknüpft – es wurde konditioniert. Jetzt startet der Transfer in den Alltag. Man wendet das Markersignal erst bei sehr einfachen, bereits bekannten Übungen an. (z.B. wenn der Hundepo den Boden berührt: KLICK) Klappt das gut, kann neues Verhalten markiert und die Belohnung variiert werden.
Üben muss hier nicht nur der Hund. Auch der Mensch. Denn ein exaktes Timing ist wesentlich für den erfolgreichen Einsatz des Markersignals. ( … immer an das Klicken des Kameraauslösers zum exakten Zeitpunkt denken….! )
Gut daran ist: je häufiger wir das Markersignal verwenden, desto stärker wird es. Es entsteht ein „Trampelpfad“ im Gehirn des Hundes, der zu einer sehr starken, automatisch ablaufenden Verbindung zwischen dem Wort/Geräusch und der erwarteten Belohnung wird. Und dem Hund ganz nebenbei ein gutes Gefühl beschert.
Kann man die Belohnung irgendwann weglassen? Nein. Nach Ertönen des Markersignals muss der Hund IMMER spätestens ein paar Sekunden danach belohnt werden.
Belohnung muss nicht immer Futter sein. Belohnung ist alles, was der Hund gerade gerne hätte. Es liegt im Wesen der Sache: Belohnung ist nur, was der zu Belohnende als solche empfindet. Investieren Sie deshalb an dieser Stelle etwas Kopfarbeit: Was macht Ihrem Hund genau in dieser Situation Spaß – Leberwurst schlecken, Möhren knabbern, ein rollendes Futterstück jagen, Wasser trinken, ein Zerrspiel, sich in einer Pfütze wälzen, einem anderen Hund „Hallo sagen“ (natürlich nur nach Absprache!), etc. Die Qualität der Belohnung ist wichtig für den Trainingserfolg. (Buchtipp: Viviane Theby: Verstärker Verstehen)
Und nun? Was mache ich nun mit dem konditionierten Markersignal? Ich verwende das Markersignal wie ein „Zauberwort“ und fange das Verhalten meines Hundes ein, das mir gefällt:
Der Hund setzt sich zufällig? – KLICK Er wird dieses Verhalten nach der Belohnung wieder zeigen. Sagen Sie das Signal „Sitz“, wenn Sie 100 Euro verwetten würden, dass er sich jetzt gleich setzt. Wiederholen sie das einige Male und Ihr Hund lernt, dass er sich nach dem Signal „Sitz“ setzen soll. Auf diese Art können sie jedes Verhalten Ihres Hundes „einfangen“ und mit einem Signal verknüpfen. (z.B. Platz, Hier, Rolle, auf die Decke gehen.)
Zieht der Hund an der Leine?– Es gibt sicher einen Moment beim Losgehen, in dem er noch nicht zieht – KLICK Er will eigentlich lieber an einer interessanten Stelle schnüffeln, als mit Ihnen weiter zu gehen? Lassen sie ihn doch zur Belohnung für ein Stückchen an der lockeren Leine dort hin.
Der Hund sitzt vor Ihrer Pizza und wartet auf den geeigneten Moment, sich zu bedienen? – KLICK. Er sitzt ja noch brav. Und er hat Hunger. Geben sie ihm Futter zur Belohnung!
Und wenn der Hund etwas macht, das ich nicht will? Auch da hilft emotional positives Training mit dem Markersignal. Dazu aber mehr im nächsten Artikel der Tehmenreihe „Happy Rosenheim Dogs“: Grenzen setzen. Oder: Überwindung der Grenzen in unserem Kopf?
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.